Flinke Hundebeine sorgen fürs
Renntempo
SV Vorwärts Zwickau gibt tierischer
Randsportart ein Vereinsdach - Amtierende Europameister
Andrea und Thomas Keller peilen WM-Start an
VON ANDREAS WOHLAND
Zwickau. Der SV
Vorwärts Zwickau ist auf den Hund gekommen. Der Verein
hat sein sportliches Spektrum erweitert und tierischen
Zuwachs bekommen. Die Allgemeine Sportgruppe des Vereins
wurde durch die Hundeschlittensportler Andrea und Thomas
Keller verstärkt „Sie starten bei nationalen und
internationalen Wettkämpfen damit künftig unter unserem
Vereinsnamen", freute sich Vorwärtspräsident Dietmar
Hallbauer.
Vom Beitritt der Hundeschlittensportler zu SV Vorwärts
profitieren beide Seiten. Die Kellers haben dadurch
endlich Vereinsanschluss in ihrer Heimatstadt gefunden
und können somit auch auf Fördermöglichkeiten
zurückgreifen. Zum anderen tritt der Verein einmal mehr
ins Rampenlicht überregionaler Sportveranstaltungen.
Immerhin sind Andrea und Thomas mit ihrem Gespann
amtierender Europameister. Darüber hinaus standen sie in
der zurückliegenden Saison sowohl bei der bayerischen
als auch der süddeutschen Meisterschaft ganz oben auf
dem Treppchen und holten gleich noch den Bayerncup an
die Mulde. „Unser großes Ziel ist es, bei der
Weltmeisterschaft, die im Februar in Oberwiesenthal
ausgetragen wird, ebenfalls ganz vorne mitzumischen",
sagte Andrea Keller. Das Vorbereitungstraining für
diesen sportlichen Höhepunkt läuft bereits. Im Moment
allerdings noch mit dem Wagen. „Die Tiere sollen
zunächst ihren Rhythmus wieder finden und Muskeln
aufbauen. Nach den Feiertagen geht's dann ins
Trainingslager, wo auf Schnee gefahren wird", erklärte
sie. Dreimal pro Woche sind sie und ihr Ehemann mit dem
Hundegespann, das normalerweise von zehn Vierbeinern
gezogen wird, im Wald zwischen Rottmannsdorf und
Hirschfeld anzutreffen. Zumindest während des Anspannens
machen die Vierbeiner lautstark auf sich aufmerksam.
„Wenn sie dann endlich loslaufen dürfen, ist automatisch
Schluss mit dem Gebell. Dann zählt für die Tiere nur
noch das Ausleben ihres natürlichen Bewegungsdranges",
erklärte Andrea Keller.
Mit durchschnittlich 30 Kilometer pro Stunde prescht das
Gespann über die Waldwege. „Gelenkt" wird dabei nur über
Kommandos an das Leittier. Gut 20 Minuten benötigen die
zehn Hundestärken, um die rund neun Kilometer lange
Strecke zu absolvieren. Übrigens alles mit
ausdrücklicher Genehmigung des zuständigen Försters.
„Das Terrain ist ideal für uns. Wir haben dort
verschiedene Untergründe, Gefalle, Steigungen aber auch
gerade Streckenabschnitte", so Andrea Keller.
Dass sie sich dieser ausgefallenen Sportart verschrieben
hat, verdankt sie ihren Schwiegereltern. Die hatten sich
Mitte der 90er Jahre einen Husky-Welpen angeschafft
-weil er so süß aussah. „Als sie sich näher mit der
Rasse beschäftigten, stellten sie fest, dass eine
Einzelhaltung nicht artgerecht war und legten sich ein
weiteres Tier zu", erinnerte sich die 30-Jährige. Sie
setzte sich selbst schon bald aufs Rad, um mit den
beiden Huskys eine Runde zu drehen. Nach dem Besuch
eines Schlittenhunderennens leckte sie Blut und wollte
selbst bei solchen Veranstaltungen mitfahren. Ein Woche
vor dem ersten offiziellen Wettkampf brach sich Andrea
Keller beim Training den Arm. Spontan sprang Ehemann
Thomas, der bis dahin eher Zurückhaltung zeigte, in die
Bresche und fuhr auf Anhieb einen Sieg ein. Seither sind
die Kellers auch sportlich ein unzertrennliches Gespann.
[Freie Presse, 12 /
13.12.2009]
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