„Ich lauf noch eine Runde!“, ruft Charlotte. Sie scheint kurz zu spurten. Sie will nicht die festgelegte Zeitmarke überschreiten, die den Wechsel zum jeweiligen Laufpartner bedeutet hätte. Trotzdem steht ihr Laufpartner bereit. Nun ist auch er ganz aus dem Häuschen. „Du machst das Klasse!“, ruft er voller Begeisterung. Alle Umstehenden geben sogleich mit noch etwas intensiverem Beifall und Zurufen wie „Ja, gib nochmal alles!“ Ansporn für die letzte Runde. Am Ende steht Charlotte ganz oben auf dem Siegerpodest.
Doch erstmal zu den nüchternen Fakten diesen Lauftages.
Ein letztes Mal hieß es für Halb- und Stunden-Läufer am 26. September einige Runden im Sportforum „Sojus“ Zwickau-Eckersbach zu drehen. Auch diesmal mehr zu einem freudbetonten Ausklang der diesjährigen Stundenlaufserie. Alle Laufteilnehmer, die an mindestens drei Läufen der Serie teilgenommen hatten, waren dazu herzlich eingeladen.
Der Tradition folgend hatte der an einem Freitagabend ausgetragene Teamwettbewerb, ein ausgeloster Paarlauf über 50 Minuten, großen Zuspruch gefunden. Ebenfalls, weil im Anschluss die Auswertung der Laufserie samt Prämierung der Sieger und Platzierten in den verschiedenen Altersklassen und der Gesamtwertung erfolgte.
Das Fazit des veranstaltenden SV Vorwärts Zwickau zog Vereinsvorsitzender Dietmar Hallbauer: „Nach drei beziehungsweise fünf absolvierten Wettkämpfen kann auch die 2025er Laufserie mit insgesamt 1159 Starts auf eine neue Rekordteilnehmerzahl verweisen. Zudem ließen die teils zurückgelegten Strecken auf ein gesteigertes Leistungsvermögen schließen.“ So absolvierten über alle drei Distanzen betrachtet allein die Sieger in den jeweiligen Altersklassen heuer 426210 Meter, allein die drei Erstplatzierten der Frauen- und Männer-AK 506490 Meter. Was in etwa einer Luftlinie nach Konstanz am Bodensee oder ins Ostseebad Boltenhagen entspräche. Hallbauer weiter: „Insgesamt betrachtet wieder eine Laufserie mit zahlreichen Bestleistungen und erstaunlicher Willenskraft, salopp gesagt so viel wie möglich Meter unter die Laufschuhe zu bekommen“, geht sein Kompliment und Dank gleichzeitig an die vielen Helfer, vor allem an die seit Jahren engagierten Sponsoren wie die Sparkasse Zwickau, AOK Plus Zwickau, Gü-Sport, Gebäude- und Grundstücksverwaltung Zwickau sowie Laufschuh- und -Bekleidungs-Hersteller Brooks. Der regionale Brooks-Ansprechpartner André Bradl ließ es sich nicht nehmen, die jeweiligen Altersklassen- und Gesamtwertungs-Sieger zu ehren.
Eine Wertung gab es nur moralisch. Diese ging an das Team „Stolpertruppe“: Eltern von Kindern und Jugendlichen, die beim SV Vorwärts in der Leichtathletik aktiv sind. Seit einem Jahr gebe es „diesen Verein“, der sogar mit eigens bedruckten Laufshirts die Blicke auf sich zog. Vom „nur zum Training und Wettkampf fahren“ wurde das „Sich-auch-selber-auf-die-Piste-Trauen“. Der Nachwuchs fand’s toll und gab mit Rasseln vom Rand der Tartanbahn ordentlich Unterstützung. Ein Modell, das Schule machen könnte!?
Zum Paarlauf gingen heuer dreißig Teams (jeweils ein stärkerer Läufer wurde einem schwächeren zugelost) an den Start. Die Besten der Halb- und Stundenläufe gingen dabei dreimal auf die 10-Minuten-Distanz. Die mit den schwächeren Leistungen zweimal.
Unter Letzteren auch Charlotte Schweizer-Theodor.
Die Mannichswalderin ist Parasportlerin. Seit Geburt leidet sie unter spastischer Lähmung beider Beine, habe schon zwei Operationen hinter sich und meint ganz locker: „Es sieht aus, als ob ich stark X-beinig laufe. Na und. Mir tut das Laufen gut, verbessert meine körperliche Konstitution und Kondition.“ Die Stundenläuferin ist nicht allein am Start. Auch Mutti Daniela (Triathletin) und Schwester Elisabeth (Eisschnellläuferin) sind dabei – und sind mächtig stolz auf Charlotte. Die bekommt Patrick Koburger, den Sieger der Halbstundenlaufserie, zugelost. „Oh Gott, das ist Bürde und Ansporn zugleich. Ich werd´ alles geben, muss wohl etwas über mich hinauswachsen.“ Koburger nimmt´s gelassen: „Ich werd´ etwas mehr auf die Tube drücken.“ Und ist überzeugt: „Charlotte wird das wuppen!“ Und wie! Charlotte und Patrick gewinnen souverän den Mixed-Wettbewerb und besonders die 20jährige Parasportlerin erhält zur Siegerehrung nahezu Stakkato-Beifall.
Die Podestplätze belegten im Einzelnen:
Frauenteams:
1. Doreen Täufel + Elisabeth Schweizer-Theodor
2. Saskia Sobotka + Carolin Stark
3. Claudia Schädlich + Mareile Nobis.
Männerteams:
1. Kurt Pöker + Frank Bräunlich
2. Jörg Poller + Paul Schneider
3. Key Ludwig + Michael Hoffmann.
Mixed-Teams:
1. Patrick Koburger + Charlotte Schweitzer-Theodor
2. Markus Leistner + Hanna Bauch
3. Dirk Müller + Stefanie Hoffmann.
Bericht & Fotos: uhe